erstellt am: 10-15-2005 12:13 PM         

ich, PPLer mit ca. 100h tt, stecke momentan in der Endphase meines Ing.-Studiums. Danach strebe ich eine modulare ATPL-Ausbildung an, wenn möglich, berufsbegleitend!
Meine Fragen an euch Profis: Ich habe im letzten Semester fast nichts mehr vor der Diplom-Arbeit an der Uni zu machen... Wäre es möglich, die ATPL-Theorie über einen Fernkurs in dieser Zeit zu absolvieren? Wäre ich gegenüber den Vollzeit-Schülern prinzipiell im Nachteil aufgrund meines dann nicht in diesem Umfang stattfindenden Nahunterrichtes?
Macht es überhaupt Sinn, die ATPL-Theorie schon direkt nach dem PPL zu absolvieren oder sollte man dieses Modul erst nach dem CPL/IFR angehen?
Wie lange ist die reine Theorie überhaupt gültig? Muss ich also die komplette modulare Ausbildung in einem bestimmten Zeitraum abgeschlossen haben?

Vielen Dank soweit für eure Hilfe! ;-)

P.S: Haben potentielle Arbeitgeber in irgendeiner Form Vorurteile gegenüber einer modularen Ausbildung? Stehen die Chancen auf einen Job bei Bewerbern mit integrierter Ausbidlung ceteris paribus besser?

erstellt am: 10-16-2005 03:31 AM         

Also du kannst die ATPL-Theorie als Fernlehrgang machen, kannst auch sofort beginnen, man hat glaube ich 2 Jahre Zeit bis zur Prüfung. Ich würde dir empfehlen, direkt bei einem der Fernlehrgangsanbieter nachzufragen, oder an der Schule, wo du dann danach deinen CPL/IFR machen willst. Ist übrigens immer so dass man seinen CPL/IFR erst nach der Theorie macht. Ich kann dir CAT aus Worms empfehlen, Gröger soll aber auch gut sein. Den meisten Airlines ist es im End-Effekt egal, wo und wie du deine Lizenz gemacht hast. Ausnahmen bestätigen die Regel! (InterCockpit - NIKI).

Viel wichtiger ist die Frage: willst du das Risiko aufnehmen so viel Geld zu investieren, ohne eine Gewissheit zu haben überhaupt oder erst nach sehr langer Wartezeit und zusätzlichen Investitionen (Type-Rating) einen Job zu bekommen? Derzeit warten junge Leute mit 21-25 und ATPL teilweise jahrelang bis sie eine Chance bei den wenigen Luftfahrtunternehmen bekommen, die Leute ohne Erfahrung einstellen. Viele bleiben ewig auf den Schulden sitzen. Ab 28 ist es eigentlich nicht mehr zu empfehlen, die Ausbildung zu machen, dann ist man mit 30 fertig, ohne Erfahrung wirds da noch schwerer, hier auch wieder: Ausnahmen bestätigen die Regel.

erstellt am: 10-16-2005 05:38 AM         

dann wäre die einzige Frist, an die ich mich zu halten hätte, diejenige, innerhalb derer ich die ATPL-Theorie mittels Prüfung beim LBA abgeschlossen haben muss (ca. 2 Jahre)!?
Die anderen Module könnte ich dann flexibel gestalten? Oder gibt es auch eine Frist, innerhalb derer ich, sobald ich die ATPL-Theorie hätte, mit der kompletten Ausbildung fertig sein muss, weil sonst die ATPL-Theorie "verfallen" würde?

Kann ich die ATPL-Theorie an Schule X machen und die restlichen Module an Schule Y oder geht das nicht?

Zu deiner Einschätzung: Ich bin mir durchaus bewusst, was ich für Konsequenzen mit meiner Entscheidung pro ATPL zu tragen hätte! Aber ich kann mir leider immer weniger einen konventionellen "9 to 5"-Bürojob vorstellen, in dem ich 30+x Jahre arbeiten müsste...

Ich spiele mit dem Gedanken, die Ausbildung zu machen, schon länger...Allerdings wollte ich unbedingt erstmal ein zweites Standbein schaffen!
Nur bringt diese zusätzliche Absicherung einen unangenehmen Nebeneffekt mit sich: Die zeitliche Komponente, die du ja schon angesprochen hast!
Denn jeder ATPLer, der vorher ein Uni-Studium absolviert hat, steuert nunmal zwangsweise auf die 30 zu...und konkurriert dann am Arbeitsmarkt mit Newbies, die 5-8 Jahre jünger sind! That´s fact...aber dessen bin ich mir bewusst!

Das schöne Auto stünde in der Garage und ich würde dann einen Ing.-Job machen, bei dem ich nicht zufrieden bin! Diese Tatsache relativiert das schöne Auto schnell wieder... ;-)

In meinem Freundeskreis gibt es nicht wenige, die aus Sicht von Außenstehenden wirklich gute Jobs mit gutem Gehalt und Perspektiven haben...Nach mittlerweile ein paar Jahren im Beruf gehen sie jeden Morgen mit Bauchschmerzen an die Arbeit und jammern rum, dass sie nicht das gemacht haben, was sie wirklich interessiert!
Ich habe Angst, dass es mir in ein paar Jahren genauso gehen könnte...und dann wäre der Zug, sich umzuorientieren, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abgefahren!

erstellt am: 10-16-2005 02:00 PM         

Was die Fristen angeht, du hast meine ich max. 15 Monate Zeit für den Fernlehrgang (will heißen, bis dahin musst du alle Tests eingereicht haben), und nach dem dem ersten Versuch in Braunschweig musst du die Ausbildung in 12Monaten abschliessen. Zwischen dem Abschluß des Fernlehrgangs + Nahseminar und der Prüfung beim LBA gibts kei ne Frist.

CAT kann ich auch empfehlen, die Lehreinheiten reichen von sehr gut bis eher durchschnittlich aber insgesamt ist der Fernlehrgang schon OK. Service ist auf jeden Fall gut.

quote:

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Denn jeder ATPLer, der vorher ein Uni-Studium absolviert hat, steuert nunmal zwangsweise auf die 30 zu...und konkurriert dann am Arbeitsmarkt mit Newbies, die 5-8 Jahre jünger sind! That´s fact...aber dessen bin ich mir bewusst!

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Wenn alles so läuft wie geplant, dann hab ich nächstes Jahr im Sommer meinen Dipl. phys und meinen ATPL und bin noch keine 26... geht also auch so.

erstellt am: 10-17-2005 03:28 AM         

@blindflug: Wie sieht dein timing genau aus? Löst du deine 12-Monatsfrist dann also noch nicht aus bzw. wartest du mit der LBA-Prüfung, bis du mit deinem Diplom fertig bist?
Verliert man angesichts der Komplexität des ATPL-Stoffes nicht sehr schnell wieder das angeeignete Wissen? Sollte man nicht ziemlich direkt nach dem den Lehrgang abschliessenden Fernseminar die Prüfung in Braunschweig absolvieren? Oder ist es kein Problem, wenn zwischen Seminar und Prüfung ein paar Wochen oder gar Monate liegen?
Was ist ein realistischer Zeitraum, nach bestandener ATPL-Theorie das verbleibende Programm durchzuziehen (Status: PPL, NVFR, ME, 150h tt...alles in USA)? Machst du das dann an einem Stück oder auch berufsbegleitend?

erstellt am: 10-17-2005 09:42 AM         

quote:

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Original erstellt von Blindflug:
..schreibe grad meine Diplomarbeit in Physik und mache den CAT Fernlehrgang nebenher.
...dann hab ich nächstes Jahr im Sommer meinen Dipl. phys und meinen ATPL und bin noch keine 26... geht also auch so.

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erstellt am: 10-17-2005 01:14 PM         

du kannst die Ausbildung ab PPL entweder durchgehend, also alles in einem, machen, oder modular, also CPL, dann IFR, dann ATPL Theorie, oder erst das IFR, dann den CPL, ATPL Theorie, oder CPL und IFR kombiniert, dann die ATPL Theorie. Das kannst du nach Bedarf gestalten.

Welche Kombination für den modularen Ausbildungsweg nach den derzeitigen Ausbildungsrichtlinien, unter Berücksichtigung deiner Vorkenntnisse und deiner Zeiteinteilung zu empfehlen ist, müsste individuell geklärt werden.

In jedem Fall gibt es vielerlei Fristen zu beachten
- bis wann die Theorie nach Ausbildungsbeginn absolviert werden muss
- innerhalb welchen Zeitraums nach bestandener Theorie die Praxis absolviert werden muss
- bis wann die gesamte Ausbildung absolviert werden muss nach Ausbildungsbeginn etc
Ich erinnere mich an diese Fristen nicht mehr genau, und geändert haben sie sich seit meiner Ausbildung wahrscheinlich auch schon, im Zusammenhang mit einer umfassenden Änderung der Ausbildungsrichtlinien, vereinfacht gesagt, der Versuch, länderübergreifend einheitliche Richtlinien zu schaffen.
Es ist auch etwas verzwickt, so galt damals z.B. eine Frist für eingehalten, wenn eine Prüfung teilbestanden wurde (das bedeutete, mehr als die Hälfte bestanden).
Es ist wie gesagt bei mir alles schon etwas her, so dass ich mich nicht mehr genau erinnere und vermutlich nicht mehr alles beim Altem geblieben ist, so dass ich für Details auf die Ausbildungsrichtlinien oder ein umfassendes Beratungsgesprächt mit mehreren Flugschulen verweise (letzteres ist ohnehin unerläßlich).

Ob du überhaupt den modularen oder durchgehenden Weg einschlägst, hängt somit davon ab, wieviel Zeit du neben deinem Beruf für die Ausbildung aufwenden kannst und in welcher Zeit du in der Lage bist, das Gesamtprogramm zu absolvieren.
In jedem Fall lässt sich sagen, dass du das Gesamtprogramm im modularen Ausbildungsweg länger strecken kannst, zum Teil zwischen den einzelnen Ausbildungsabschnitten sogar pausieren kannst, wenn es aus Zeit- oder finanziellen Gründen erforderlich ist.
Bei der durchgehenden Ausbildung muss logischerweise das ganze Geld auch irgendwo/irgendwie flüssig sein ... ;-)), bei der modularen reicht erstmal ein Teilbetrag zum anfangen.

Nun betrachten wir deine Jobchancen. Deinen zukünftigen Arbeitgeber wird interessieren:
- was du aus der Theorie behalten hast, wie gut du die Zusammenhänge kennst etc, es werden also ein paar kleine Wissensteste gemacht und im Gespräch die ein oder andere Frage gestellt werden
- was du fliegerisch drauf hast, sprich deine flying skills werden im Simulator angesehen und beurteilt
Wenn das passt, ist's gut, wie du es nun erworben hast, interessiert nicht.
Wo, eventuell schon. In letzter Zeit sind Airlines vermehrt dazu übergangen, mit Flugschulen Kooperationen einzugehen, weil aufgrund von Massenarbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit in dieser Branche, kombiniert mit vielen Berufseinsteigern, es ein ungeheurer Aufwand für die Airlines geworden ist, die Bewerber mit der gewünschten Qualifikation herauszufiltern.

Ferner wird sich der Arbeitgeber auch noch dafür interessieren, was du insgesamt zu bieten hast, d.h. in deinem Fall könnte z.B. ein Vorteil sein, dass du ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung hast, dass du schon etwas Lebenserfahrung hast, alles halt, was der Youngster mit 21 Jahren, der direkt nach nach Abitur eine durchgehende Ausbildung zügig macht, noch nicht hat.
Ein Nachteil könnte sein, dass du im Vergleich zu anderen Bewerbern schon deutlich älter bist bei gleicher fliegerischer Erfahrung, oder anders gesagt, dass andere Bewerber in deinem Alter schon wesentlich mehr fliegerische Erfahrung haben.
Und es hat sich einfach öfters gezeigt, dass solche Bewerber vom Lernprogress her den anderen unterlegen sind.

Schwierig ist es auf dem Arbeitsmarkt derzeit für alle, jeder kann es schaffen, die Mehrzahl wird scheitern.

Empfehlen kann man dir zusammenfassend nun:
- abschließend zu evaluieren, ob du das hohe Risiko, welches die Ausbildung birgt, eingehen willst, wie du völlig richtig vermutet hast, wird es immer schwieriger einen Job zu bekommen, je länger deine Ausbildung zurück liegt, und man verlernt das Gelernte auch schnell wieder, weil die Ausbildung einfach sehr kurz und komprimiert ist, und Fliegen hat halt auch was mit Übung und Erfahrung zu tun.
- den Ausbildungsweg einzuschlagen, welcher am besten zu deinem Beruf passt. Liegt das Geld am Konto, kannst du noch etwas Zeit für die Ausbildung abzwacken? Wenn ja, dann durchgehend.
Bist du am Abend fix und fertig, brauchst du viel Zeit für die einzelnen Ausbildungsschritte, muss das Geld erst nach und nach verdient werden: modular.
Bist du autodidaktisch veranlagt, willst/musst du dir die Zeit flexibel einteilen: Fernlehrgang. Bist du faul ;-), kannst du zeitlich in einen class romm Unterricht überhaupt gehen neben deinem Beruf? Wenn ja, dann Vollzeitunterricht.

All das wird aber deinen Arbeitgeber nur sekundär interessieren.

erstellt am: 03-16-2007 03:17 AM         

Habe ein paar wichtige Fragen!!!