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  Ü30, Entscheidung, Risiko.

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Autor Thema:   Ü30, Entscheidung, Risiko.
Borealis
New Board Member
erstellt am: 12-07-2011 08:45 PM     Sehen Sie sich das Profil von Borealis an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Moin liebes Forum.

Klar, Eckdaten sind mal wieder mies:

- zu alt (35)
- Frau
- selber löhnen

Insofern steht im Grunde fast fest dass es nichts wird. Nur fast? Okay, die ehrliche Antwort ist: es lässt nicht los. Nachdem ich mir die Traumberufe, die ich als junger Mensch hatte (darunter eben Fliegen), aus diversen Gründen abschminken musste, bin ich mittlerweile in einem Brotberuf gelandet der ok bezahlt ist und auch ganz gut zu mir passt. Hatte mich also schon damit abgefunden, mich nicht so stark durch den Beruf ausleben zu können.

Ähnlich wie die nicht-mehr-Sucher die sich dann plötzlich doch noch verlieben, komme ich jetzt aber auch noch mal zu einer neuerlichen Berufswahl. Mein Arbeitsplatz, genau genommen die ganze Dienststelle verschwindet in einigen Jahren, Termin steht schon. Um selber am Ball zu bleiben begebe ich mich lieber schon etwas eher auf Wanderschaft, denn Ü40 wirds ja noch schwerer.

Nun also die Frage: was will ich werden in meinem biblischen Alter. Vielleicht sollte ich eher fragen, was KANN ich werden. Denn wenn es ums wollen geht, kommen natürlich alte ungelebte Wünsche hoch. Beides nicht ganz einfach, das eine ein langes Studium und das andere eine aussichtslos erscheinende Pilotenausbildung.

Ich kenne alle Gründe dagegen und die hängen auch wie ein Klotz an meinem Bein. Klar ist, ich MUSS eine weitere Ausbildung machen. Geldmässig wäre beides drin, ein Studium oder modular fliegen lernen würde ich finanziell überleben, jedenfalls mit unter 15k Schulden. Ziel danach wäre WENN dann eher regional Turboprop als grosse Airline. Zum Glück ist Häuschen weit genug abbezahlt, ich wäre nicht zum grossen Geldverdienen gezwungen um existieren zu können.

Im Grunde sollte eine Dame meines Alters sowas gar nicht wälzen müssen, aber nun ist es so.

Konkrete Fragen meinerseits:

Sprach- und Wohnorttechnisch steht mir neben BRD/englischsprachig auch der skandinavische Raum offen. Irgendwelche Besonderheiten dort, oder ist der fliegende Arbeitsmarkt die gleiche alte Sch* wie überall?

Modulare Ausbildung: Nachteile?

Was habt Ihr für Euren modularen Weg summa bezahlt?

Mal jenseits vom Mythos "Frauenbonus": reality check? Gerade vorm Hintergrund meines Alters. Meine Erfahrung ist eher: begabtes Jungvolk gerne auch weiblich, schmückt die Firma - aber je älter und je individueller der Lebensweg, desto dünner wird die Luft auch wieder. Gibt einfach sehr wenig erwachsene Frauen die noch mal umkrempeln.

Vielleicht suche ich im Grunde auch bloss einen Dialog der mich zum einzig vernünftigen Fazit bringt.

Besten Dank schon mal für hoffentlich zahlreiche Antworten.

IP: Gespeichert

threestripes
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 01:38 AM     Sehen Sie sich das Profil von threestripes an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Lass es!

IP: Gespeichert

Moazagotl
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 01:55 AM     Sehen Sie sich das Profil von Moazagotl an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Bei Boeing gibt es sogar -pardon- "ältere" Testpilotinnen, die sich vom Cessna-Fliegen hochgearbeitet haben. Sind natürlich Ausnahmetalente.

Würde aber für jeden Flugjob erwarten, dass man örtlich weltweit mobil sein muss. Wohnort Asien etc. Deutsche Bilderbuchkarriere "klassisch", mit Häuschen im Taunus u.ä., wird vmtl. schwierig. Außer vielleicht Lowcost. Wenn Du es wirklich willst, gehe es zügig an und warte nicht noch länger.

Skandinavien dürfte Dir höchstens für Offshore-Hubschrauberfliegerei was bringen. Ist aber ein eigenes Thema.

IP: Gespeichert

crashbird
New Board Member
erstellt am: 12-08-2011 02:07 AM     Sehen Sie sich das Profil von crashbird an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Hallo Borealis:

lass Träume zu Zielen werden, sonst werden sie immer Träume bleiben !!
Aber faktisch:
Das Du das Ziel verfolgst, Pilot zu werden, finde ich gut. Wenn es finanziell geht und Du dafür nicht Haus und Hof verpfänden mußt, solltest Du dich auf jedenfall damit weiter beschäftigen. Das Alter sollte nicht so das Problem sein, es sei denn, Du strebst nach großen Airlines. Da zählt auch der Frauenbonus nicht so wirklich.
Regionale Turbo-Probs (King Air, Cheyenne o.ä.), vielleicht sogar ein kleinerer Comuter sollte doch drin sein. Evtl. sogar Biz Jet. Ich selbst habe auch erst mit 32 beruflich angefangen.
ABER:
zur Zeit sind die Jobs sehr rar. Alle verlangen Type Rating mit min Stunden.
Es ist sehr schwierig. Aber auch nicht unmöglich. Wenn Du es wirklich willst, dein finanzieller Background und auch der soziale Faktor(Familie, sprich Kinder) stimmt und mitspielt, ist es möglich. Alle reden davon, das es aufwärts geht, sich die Zeiten bessern. Scheint bei den Firmen noch nicht angekommen zu sein. Ich schaue mich zur Zeit selbst gerade um. Viele Firmen antworten nichtmal auf die Anschreiben.
Trotzdem denke ich weiter positiv.
Also: wenn, dann jetzt. Die Ausbildung dauert auch ein weilchen. Und nebenbei suchen.
Ich kann Dir nicht dazu raten wegen des hohen finanziellen Einsatz, aber ich rate auf gar keinen Fall ab.

@threestripes: lass mich raten- große airline
lasst doch mal diese unqualifizierten Kommentare.

IP: Gespeichert

KleinDummi
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 02:43 AM     Sehen Sie sich das Profil von KleinDummi an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Um ehrlich zu sein, threestripes hat recht. In dem Alter kommt man nicht mehr bei vernünftigen Arbeitgebern unter, so traurig das ist. Also bleibt nur noch sich als Flughure zu verdingen, aber selbst da kann man es knicken weil man sich erst ein Typerating, Linetraining und 500 Stunden on Type kaufen muss um überhaupt eine Chance zu bekommen. Und selbst danach sind die Aussichten schlecht.

Von einem festen Wohnort darf man sich in keinem Fall binden lassen, da ist absolute Flexibilität gefragt, auch weltweit. Skandinavien könnte aber interessant sein, gerade auch weil es einige halbwegs anständig zahlende Turboprop-Betreiber gibt, aber auch Norwegian sucht oft oder ständig. Sprachkenntnisse der Landessprache sind dann aber Pflicht. Bei europäischen Lowcostern wie Easy oder Ryanair braucht man das nicht unbedingt, da kommt man aber nur noch über Scheinselbstsändigkeit (RYR) oder als Stundenweise bezahlte Zeitarbeitskraft rein. Typerating muss natürlich auch gezahlt werden und zwar zum überteuerten Preis der Partnerorganisationen.

Generell ist der Arbeitsmarkt in ganz Europa "zu". Seit 2008 sind viele Jobs verschwunden und damit ist zuviel erfahrenes Personal auf dem Markt. Solche Deals wie die Netjets "Teilzeit" tragen ausserdem dazu bei das Niveau in der GA zu versauen denn wenn man noch 60% bekommt braucht man nicht mehr so viel dazu zu verdienen und verdingt sich auch schon mal gerne unter Preis.

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Aussteiger
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 03:03 AM     Sehen Sie sich das Profil von Aussteiger an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Ich habe den Eindruck, dass Du Dich mit dem Thema schon einigermaßen auseinandergesetzt hast und weißt, dass Du mit logischen Argumenten eigentlich nur zu einer negativen Entscheidung kommen kannst.

Weiterhin weiß ich nicht, welche anderen Alternativen Dir zur Verfügung stehen, vermutlich sind sie aber erfolgversprechender oder zumindest weniger riskant.

Insofern kann ich nur zur "Anleitung zum unvernünftig sein" beitragen: Ich rate Dir zu einer modularen Ausbildung. Der Vorteil einer modularen Ausbildung ist, dass sie eben schrittweise erfolgt und Du zwischen jedem Schritt Deine Entscheidung überdenken kannst.

Mit dem ersten Schritt, der PPL Ausbildung, investierst Du Geld und Zeit in etwas, was Du auch bei einer späteren Kontra- Entscheidung nutzen kannst und Du bekommst einen ersten Eindruck von der fliegerischen Welt.

Schritt 2, die Therorieausbildung ist zwar aufwendig aber bezahlbar und sie kann neben Deinem jetzigen Beruf absolviert werden so dass Dir weiterhin Zeit bleibt Deine Entscheidung zu überdenken.

Teuer wird es erst bei Schritt 3. Auch diesen Schritt würde ich neben dem normalen Beruf absolvieren.

Die Kosten meiner eigenen modularen Ausbildung habe ich nie zusammengerechnet, da ich die Fliegerei aus Spass begonnen habe und erst nach mehreren eigenen Flugzeugen und dem US CPL/IR auf die Idee gekommen bin noch einen „ordentlichen“ fATPL zu erwerben. Geschätzt komme ich auf T€ 50, nicht enthalten ist darin die Flugerfahrung, die ich aus Spaß an der Freude gesammelt habe.

Wirklich gebracht hat es mir nichts, ich freelance gelegentlich auf einer King Air, konnte mich aber bislang nicht dazu durchringen, für weniger Geld auf einen Beruf umzusteigen, der in jeder Hinsicht unsicher ist, bei dem die Gesundheit von einem Tag auf den anderen einen Schlussstrich ziehen kann, der, wenn man täglich fliegen muß auch nicht mehr sooo toll ist und bei dem, single hand, mit 60 Jahren auch schon wieder Schluß ist.

Trotzdem behaupte ich, ja es ist möglich. Aber: Wahrscheinlich wirst Du keinen Job über eine normale Bewerbung finden. Für Deinen Weg ins Cockpit wird Deine Fähigkeit zum Networking entscheidend sein. König Zufall wird entscheiden ob Du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist.

Fazit: Tue es zumindest nicht ohne Plan B

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bestglide140
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 03:30 AM     Sehen Sie sich das Profil von bestglide140 an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Möglich ist alles!
Deswegen auch von mir kein Ratschlag bis auf: Alles ist drin, ausser diesen Traum mit Ü60 zu realisieren. Ich war 33, jetzt knapp Ü40 modular gemacht für ~+-50 TEUR, alles geflogen, von MEP über TP <5,7t, RegionalTP und schliesslich Airline in D mit Wunschbase auf tollem Flieger und guter Perspektive. Klar, die Vorredner haben allesamt mit der Marktanalyse Recht, aber das weißt Du ja.

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joyflight
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 03:30 AM     Sehen Sie sich das Profil von joyflight an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
"Geschätzt komme ich auf T€ 50, nicht enthalten ist darin die Flugerfahrung"

ich schätze mal etwas genauer:
- 7.000 PPL
- 5.000 ATPL theorie
-12.000 IFR
- 7.000 Multi Engine
- 3.000 CPL
- 1.600 MCC
================
35.600,- totale ausbildungskosten

wenn du das alles in guten arbeitsjahren schaffst => 30% steuerrückerstattung, bleiben netto knapp mehr als 20 riesen investiert.

dazwischen "flugerfahrung je nach spass und laune" mit der zahlenden oma (z b) als passagier, beim amerika-urlaub, oder wie auch immer.

die schätzungen für die einzelnen blöcke hängen von vielen faktoren ab, die man alle selber beeinflussen kann.
einige blöcke kann man auch weglassen oder aufschieben - z b ME wenn man SE-buschflieger wird, MCC wenn man single hand cowboy wird, IFR kann man auch aufschieben wenn man nur nach sicht fliegen will, etc.

am gravierendsten ergeben sich änderungen im IFR- und ATPL theorie-block, je nach flugschule (alle module können bei jeweils verschiedenen, europaweiten, flugschulen einzeln absolviert werden).

gruß,
udo

[Diese Nachricht wurde von joyflight am 12-08-2011 editiert.]

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Moazagotl
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 03:59 AM     Sehen Sie sich das Profil von Moazagotl an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Oder Du machst erst nur nen PPL und dann schonmal die komplette ATPL-Theorie. Dann ist die Höllenlernerei schon mal durch und es kostet noch nicht so viel. Falls Du dann wirklich weitermachen willst, hast Du schon viel geschafft.

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Luftkoenig
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 04:20 AM     Sehen Sie sich das Profil von Luftkoenig an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
"Sprach- und Wohnorttechnisch steht mir neben BRD/englischsprachig auch der skandinavische Raum offen. Irgendwelche Besonderheiten dort, oder ist der fliegende Arbeitsmarkt die gleiche alte Sch* wie überall?"

Bei pprune.org gibts ein skandinavisches Forum, in dem ich mitlese (die englischen Posts). Für mich sieht es in etwa wie bei uns, also nicht wirklich rosig. OTOH wenn Du ein skandinavische Sprache sprichst, steht Dir der Markt dort wenigstens offen. IIRC wollen alle Airlines ein skandinavische Sprache. Bei den Kleinen sieht das vllt. anders aus.
http://www.pprune.org/nordic-forum-72/

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Himmels-Stürmer
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 05:22 AM     Sehen Sie sich das Profil von Himmels-Stürmer an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Hallo Borealis,

wie das Leben immer wieder zeigt ist vieles möglich und es gibt natürlich immer wieder Lebenswege, die sehr anders sind und dann auch zum Erfolg geführt haben.

Es gibt neben dieser nebulösen Hoffnung aber sehr viele Argumente, die dagegen sprechen.
Das mit der Frau meine ich übrigens nicht:-)

Das Wichtigste ist, dass der Markt ziemlich überschaubar geworden ist. Zumindest was die Airlines angeht hat in den letzten Jahren eine enorme Konsolidierung stattgefunden. Und was man so hört ist der Bereich kleiner Privatflugbetriebe mit King Air etc. auch deutlich geschrumpft. Im Regionalbereich gehören auch viele in irgendeiner Form zum LH Flugbetrieb. Also ist es an vielen Stellen nicht mehr wie früher möglich mal eben, mit Type Rating "reinzurutschen."

Und dann überlege dir auch, falls es klappt, ob es dauerhaft dein Ding ist für sehr wenig Geld sehr flexibel zu sein. Denn die Arbeitsbedingungen kennen nach unten wenige Grenzen. (Es gibt nicht wenige Jobs bei denen nur so Summen zw. 2000-3000€ bezahlt werden).
Und das Ganze für eine Perspektive von 20 Jahre+.Thema life work balance.

Ich würde an deiner Stelle studieren.
Etwas mit Bezug zu deiner jetztigen Tätigkeit. Da ist die Chance auf einen gut bezahlten Job höher und du hast die Zeit(life work balance) und das Geld privat schöne Stunden mit der Fliegerei zu verbringen.
Ich weiß es ist ein oft gesagter Satz, aber er stimmt!!!

Viel Erfolg bei deiner Entscheidung

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Dash
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 06:36 AM     Sehen Sie sich das Profil von Dash an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Man sollte sich im klaren sein was möglich ist und was eben nicht. LH Konzern oder z,B, Condor sind eben alleine vom Alter nicht möglich, auch weil die entsprechende Flugerfahrung fehlt. Also bleibt eben nur die 2. Liga mit Germania, XL Airways, Augsburg etc. oder eben Executive und da sollte einem bewusst sein was man verdient und welche Möglichkeiten man hat.
Hatte einen Kollegen der einen guten Job für die Fliegerei aufgegeben hat, aber ohne Abi bleibt einem eben auch nur die 2. Liga und da verdient man eben nicht viel. Er hat jetzt den Schritt in den Sandkasten gemacht, mit Familie, mal sehen wie lange es geht.
Daher sollte man sich sehr bewusst welche Möglichkeiten man noch hat und welche eben nicht.

Skandinavien wegen der Sprache ist nett, würde ich aber nicht drauf setzen, junge Leute ohne Stunden gibt's dort auch genug.

[Diese Nachricht wurde von Dash am 12-08-2011 editiert.]

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Mustang14
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 10:39 AM     Sehen Sie sich das Profil von Mustang14 an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Ich zitier mal aus dem Nachbarfred:

quote:
Hab habe meine Ausbildung (durchgehend) vor ca. einem Jahr abgeschlossen und mich seitdem durch Assessments geschlagen.
Die Ausbildung selbst habe ich ohne Probleme abgeschlossen, in Theorie und Praxis nie durch ne Prüfung geflogen.

Meine Assessment-Bilanz ist folgendermaßen:
GWI - Stufe2 Screening – failed (da war ich wirklich selbst schuld, bin total beschissen geflogen)
Condor - S3 Interviw - failed
Swiss - alle 5 Stufen passed - Boardentscheid negativ

Habe nun noch eine Air Berlin und DHL Bewerbung laufen, wobei beide aktuell nicht einstellen, bzw. zumindest nicht zu Assessments einladen.

Ansonsten beworben habe ich mich bei Cathay (keine Antwort), Air Baltic (Absage Bewerbung), Aer Lingus (Absage Bewerbung), helvetiv (Absage Bewerbung), Niki (Absage Bewerbung), flydubay (keine Antwort), DC Aviation (keine Einladung, da zu wenig Erfahrung), vielen weiteren Executive Unternehmen und noch ein paar Airlines europaweit, die mir gerade entfallen sind und von denen nichtmal eine Antwort kam.

D.h. ich hänge nun zimlich in der Luft und die Situation wird denke ich mit weiterem warten und damit zeitlicher Distanz zum Abschluss der Ausbildung nicht besser.

Aktuell ist mein IFR-Rating ausgelaufen, habe aber kein Geld übrig (da Kreditabzahlung) den Check zu machen und weiß auch nicht, ob sich das in der aktuellen Situation überhaupt lohnen würde.

Um als Fluglehrer anzufangen müsste ich wieder Geld in die Weiterbildung und Stunden investieren, das ich nicht habe und das sich denke ich auch nicht lohnt, da man zu wenig verdient um davon leben und abzahlen zu können.

Des Weiteren glaube ich, dass mir Erfahrung auf kleinen Props kaum was bringt, da die großen Unternehmen Jet-/Turboprop- Erfahrung wollen.
Zudem habe ich mir schon viele Optionen durch verhauene Assessments verbaut, d.h. dafür bringt mir die Erfahrung sowieso nichts mehr.

Wäre bereit in die Emirate zu gehen, aber die wollen ja gleich 1000e Stunden auf großen Flugzeugen, die ich aber nirgends sammeln kann in dieser Situation.


Fliegen ist mein Traum, ich will unbedingt als Pilot arbeiten und war mir auch sicher, dass ich den Assessments gewachsen bin und einen Job finden werde...aber aktuell siehts bei mir wirklich düster aus und beginne langsam mich zwangsläufig von diesem Traum zu verabschieden und über ein Studium nachzudenken, denn über Jahre weiter Jobben und auf Einladungen zu hoffen (mit denen ich ja noch lange nicht im Unternehmen bin - und mit meiner bisherigen Assessment-Bilanz gehe ich nicht davon aus, beim nächsten Unternehmen durchzukommen) ist auf Dauer denke ich auch kein Ziel.


Ich halte mich für keinen narzisstischen Idioten, der absolut realitätsfremd von sich denkt, sondern bin der Meinung, dass ich für diesen Beruf geeignet wäre...trotzdem läuft es seit Ende der Ausbildung nicht wie ich mir das vorgestellt hatte...und das passiert glaube ich recht vielen aktuell. Zumindest war mit mir bei der Swiss nochmal ein Kollege (btw 3 von 4 Leuten, die alle 5 Stufen bestanden haben, sind mit mir beim Board raus), der zu meiner "Karriere" auch noch Air Berlin hinter sich hat, der aber meiner Meinung nach echt ein cooler Typ war.

Bisher bereue ich meine Entscheidung nicht, da ich mir sicher bin, dass wenn ich zuerst studiert hätte, mich dieser Traum sowieso ewig verfolg hätte...aber der Klotz, den ich mir jetzt damit ans Bein gebunden habe, ist schon beschissen.

Von daher überleg dir das gut und sei auch auf einen Ausgang dieser Art vorbereitet.


Noch Fragen?

IP: Gespeichert

kamikaze
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 12:57 PM     Sehen Sie sich das Profil von kamikaze an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Borealis,

ich kommentiere mal zynisch.

Den Lottomillionär interessieren die 138 Millionen, die ihr Geld für den Tip umsonst ausgegeben haben, herzlich wenig. Er hat die Kohle ja. So ähnlich ist es bei denen, die dir Mut machen wollen.

Du bist auf dem Weg, ein weiteres abstossendes Beispiel zu werden. Nicht nur, dass man es sich mit Ausnahme eines Vetrags bei LH generell sehr genau überlegen sollte, eine solche Ausbildung heute anzufangen, sondern ganz speziell in deinem Alter. Aber mach nur weiter. Vielleicht hilft es uns allen.

Ich würde mich für die heutigen arbeitslosen, von Betriebsstillegungen betroffenen und bedrohten oder sonstig schlecht bezahlten und behandelten Kollegen nur freuen, wenn die Brutstätten mal wegen vieler auf die Fr.... gefallenen Nachwuchspiloten für die nächsten 10 Jahre keine Schüler mehr bekommen würden.

Dann könnte sich das Arbeitsumfeld vielleicht etwas bereinigen.

Zynismus aus, ich hoffe, du verstehst, wie es gemeint ist.

IP: Gespeichert

hansguckindieluft737
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-08-2011 11:59 PM     Sehen Sie sich das Profil von hansguckindieluft737 an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Verschoben in "Welchen Weg einschlagen"

In in diesem Sinne

HGIDL

[Diese Nachricht wurde von hansguckindieluft737 am 12-09-2011 editiert.]

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Reisi
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-09-2011 12:54 AM     Sehen Sie sich das Profil von Reisi an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Es gab mal jemanden, der seit seiner frühesten Kindheit den Traum hatte Pilot zu werden.

Er lief schon als kleiner Bub auf dem Segelflugplatz rum und drehte mit Papa seine Runden im Doppelsitzer. Fuhr mit 10 Jahren Lepo, fing mit 14 Jahren mit dem Segelfliegen an, machte mit 17 Jahren seinen Flugschein. Im Laufe der Jahre sammelte er nach und nach alle möglichen
Flugscheine: SEP, CVFR, Nachtflug, Zweimot, IFR, CPL, ATPL und LR. Nebenher begann er eine Ausbildung in der Automobilindustrie und konnte sich so nach und nach seinen Kindheitstraum finanzieren. Bei den großen Airlines fiel er nach und nach durch.

Er begann für kleine Luftfahrtunternehmen in der Region zu freelancen. Mal hier Seminole, dort mal Seneca, mal Cessna 340. Bei Wind und Wetter. Mit kleinen selbstgestrickten "GPS-Anflugverfahren" auf unkontrollierten Flugplätzen zu allen möglichen Tag- und Nachtzeiten. Die Automobilfirma gab Ihm die freie Zeiteinteilung durch "Vertrauensarbeitszeit".

Eines Tages schaffte sich eines dieser Luftfahrtunternehmen eine größere Turboprop an. Er hat glänzende Augen, als das Angebot der Vollzeitanstellung auf dem Tisch liegt. Endlich war der Traum wahr geworden! Endlich den langweilig-öden Job am Schreibtisch los. Endlich Pilot!

Typrating in Südeuropa bei schönstem Wetter, während es hier in Deutschland schneit. Die Firma übernimmt alle Kosten. Wie geil ist das denn! Endlich Pilot!

Dann gehts los: Fahrt mit dem Mietwagen nach EDDL, "seinen" Flieger aus der Werft
abholen. Die erste Tour. Maximal eine Woche, danach 3 Tage zuhause.

Daraus werden 15 und 1 Tag zuhause.
Die nächste Tour dauert 18 Tage, 2 Tage zuhause. Dann 19 Tage fliegen, 1 Tag zuhause.

So geht dieses Spiel knapp zwei Jahre. Die Kinder sind bei jedem Wiedersehen sprunghaft gewachsen und die Sorgenfalten der Frau von mal zu mal tiefer. So geht es nicht weiter, ein anderer Job mit mehr freier Zeit bei besserem Gehalt muss her. Gesucht, gefunden: Große Firma mit dem gleichen Fliegerchen sucht CPT, Roster 10/10. Wie geil ist das denn! Immer ein
Wochenende zuhause mit mehr Flocken am Ende des Monats. Endlich Pilot!

Altes Unternehmen mit verlorenem Gerichtsverfahren und 5000 Euro Typrating Restschulden den Rücken gekehrt. Egal: Auf zur großen Firma, endlich wieder Pilot!

10 Tage auf Fliegerchen auf Auftrag gewartet, 10 Tage zuhause auf Anruf gewartet. Keine Aufträge. Nichts.

Nach drei Monaten kommt ein kleiner grauer Brief der Firma mit der Kündigung ins Haus: Der Investor hat das Fliegerchen verkauft.

Der Pilot jobbt mal hier, mal dort, um seine Familie ernähren zu können und das Haus zu halten. Er versucht sich als Hausmeister und Gärtner, hilft bei Umzügen und Entrümpelungen. Die über 200 Bewerbungen die er in diesen zwei Jahren in die Welt schickt bringen keinen Erfolg. Das Geld wird knapp und schnüren den finanziellen Hals zu. Es wird echt eng. Was tun? Endlich wieder Pilot? Wie finanziert man seine ganzen Scheinverlängerungen? Auto verkaufen? Haus verkaufen?

.................


Heute sitzt er am gleichen Schreibtisch wir vor fünf Jahren und macht den gleichen langweilig-öden Job am Computer. Er hat feste Arbeitszeiten, ein fettes Gehalt. Er sitzt im Warmen und Trockenen. Seine Rente ist abgesichert. Eben gabs die Weihnachtsgratifikation. Er freut sich schon auf heute Abend: Weihnachtsfeier im Kindergarten mit seinen Jungs, seiner Frau und den ganzen Freunden und Bekannten aus seinem Dorf bei Glühwein und Waffeln.

Morgen gehts mit der Familie zum Segelflugplatz. Er hat seinen Segelflugschein wieder aktiviert,
der Rest von seinen ganzen Scheinen ist verfallen.

Vielleicht dreht er ein oder zwei Runden mit den Jungs. Vielleicht aber auch nicht. Dann gehts ins Schwimmbad. Oder in den Zoo. Endlich wieder Zuhause.

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Longhaul
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-09-2011 01:47 AM     Sehen Sie sich das Profil von Longhaul an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Lass es bleiben! Am Ende bist noch das Geld los. Traum hin, Traum her. Es ist ein Traum, wenn man einem LH Jumbo hinterherschaut oder einem Air Berlin A330. Aber: Wenn man sich sonstwo in der Welt bewerben muss um einen Job zu kriegen und dann 1000de von KM von Zuhause weg in irgend nem Shithole hausen muss, wird das ganze ganz schnell zum blanken Horror.

Job in Deutschland ? Mit dem Alter ? Vernünftig bezahlt ? Ich mach es kurz:

ABANDON ALL HOPE!

Mach einen PPL, charter Dir eine Delta Echo und flieg mit Deinem Freund/Mann auf eine Nordseeinsel am Wochende oder zu irgend nem anderen schönen Ort. Da habt ihr beide mehr von, glaub mir!

Zu meinem Background. Job auf B744, kann gemütlich mit dem Auto von Zuhause anreisen, trotzdem wünsche ich mir sehr oft doch was anderes gemacht zu haben bzw. einen anderen Job. So ein Jumbo verliert schnell an Faszination, wenn man zu oft drinsitzt, wie jedes andere Flugzeug auch.

[Diese Nachricht wurde von Longhaul am 12-09-2011 editiert.]

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low_fuel
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-09-2011 03:19 AM     Sehen Sie sich das Profil von low_fuel an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
quote:
Original erstellt von Dash:
Also bleibt eben nur die 2. Liga mit Germania, XL Airways, Augsburg etc. oder eben Executive und da sollte einem bewusst sein was man verdient und welche Möglichkeiten man hat.

Man kann es einfacher ausdrücken:

1.Liga: die mit dem gelben Ausweis
2.Liga: N/A
3.Liga: N/A
Amateurliga: der Rest

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Borealis
New Board Member
erstellt am: 12-09-2011 12:48 PM     Sehen Sie sich das Profil von Borealis an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Nichts wirklich neues, aber eine hilfreiche Vergegenwärtigung. Das eigentliche Thema heisst dann wohl "wider die reine Vernunft" und ist eher ein privates. Es wäre für mich mehr eine Entscheidung für bestimmte Erfahrungen, weniger die Erwartung eines bestimmten Resultats. Was halt auch nur geht weil das Risiko im Grunde überschaubar ist. Wir sind keine Krösusse, würden aber auch nicht so leicht wirklich hart fallen. Wer mit Mitte 20 nichts hat ausser einen ATPL, eine schwangere Freundin und 60 Mille Schulden, hat natürlich richtig Existenzdruck.

Wird wohl auf einen PPL hinaus laufen, der hoffentlich den weiteren Weg etwas klarer erscheinen lässt.

Besten Dank jedenfalls.

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TACAN
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-11-2011 10:37 AM     Sehen Sie sich das Profil von TACAN an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Darf man fragen, was für eine Fachverwendung du bei der Bundeswehr hast?

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Borealis
New Board Member
erstellt am: 12-12-2011 04:18 AM     Sehen Sie sich das Profil von Borealis an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Klaro: gar keine. Ich bin Eisenbahnerin.

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TACAN
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-13-2011 03:52 PM     Sehen Sie sich das Profil von TACAN an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Auch gut!

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Longhaul
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-14-2011 10:27 AM     Sehen Sie sich das Profil von Longhaul an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Aus aktuellem Anlass:

Bei ACG sollen wohl demnächst 2nd Officer direkt von den Schulen auf 747 rekrutiert werden. Angeblich nur von der FMG, weil der Chef wohl ein Buddy vom Trainingsmanager bei ACG ist.

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HME
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-17-2011 12:58 AM     Sehen Sie sich das Profil von HME an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Hallo,
lass die Finger weg !!

Im Moment, und ich denke auch für die nächsten Jahre ist die Job-Lage sehr, sehr schlecht.

Außerdem, der Job ist in der Realität etwas für doofe.

Das sitzen intelligente Menschen in einem intakten Flugzeug, und arbeiten wie die Schauspieler ein Drehbuch ab.
Es ist immer das gleiche, nicht ähnlich - neee genau das gleiche:
Checkliste - Briefing- Checkliste - Start - Wegpunkte - ILS - Betonplatte -Checkliste ......usw...
Dazu braucht keiner Abitur oder sonst eine spezielle Kenntnis, er muss nur wenige Verfahren auswendig können und ansonsten wissen in welcher Reihenfolge welche Checklisten gelesen werden.

Früher war es anspruchsvoller- heute wird alles auf ein Standart gebracht und die Flugzeuge entsprechend konzipiert. Gemäß Airbus ist der Pilot eher ein Störfaktor den man in der Konzeption berücksichtigt habe.

Es gibt ständig (alle paar Wochen) Prüfungen, Tests und Kontrollen. (Sprachtest, Gefahrgut, Strahlenschutz, Emergency, erste Hilfe, Arbeitsschutz, Linecheck, SIM-Check, Medical,)

Man wird von den Behörden und den Sicherheitsleuten an Flughäfen behandelt wie Verbrecher, Muss Impfungen nachweisen, Visa und Reisepässe vorlegen, einreisen und Ausreisen, Gepäck wird durchsucht, ist ständig unter Zeitdruck, hat keine geregelte Freizeit, kann keinem Hobby nachgehen und der Job ist nie sicher.

Früher war der Verdienst dafür zumindest mal anständig, aber das ist er auch nicht mehr. Es ist oftmals einfach nur belastend.
Es ist schade wenn intelligente Menschen mit ihrer gesamten Kreativität der Gesellschaft verloren gehen nur weil sie ein Flieger von A nach B fliegen wollen.
Es gibt so viele Jobs die richtigen Anspruch an den Geist und die Fähigkeiten stellen, da sollte man sich nicht mit so etwas befassen.
HME

[Diese Nachricht wurde von HME am 12-17-2011 editiert.]

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aviator
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-17-2011 12:49 PM     Sehen Sie sich das Profil von aviator an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
@HME

dem Meisten was du schreibst stimme ich zu. Der Arbeitsmarkt ist schlecht und wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Auch ich kann niemandem guten Gewissens zu einer selbstfinanzierten Ausbildung für den freien Markt raten (außer er hat das Geld übrig).

Dass der Beruf des Piloten kein kreativer Beruf ist, sollte auch klar sein.

Dass er allerdings anspruchslos ist, finde ich nicht. Klar, viele Flüge sind reine Routine. Vergiss aber nicht dass Du als jemand mit jahrzentelanger Erfahrung sprichst. Außerdem gibt es immer mal wieder Tage an denen alles zusammen kommt: Schlechtes Wetter, ein Problem mit dem Flieger, Müdigkeit, Zeitdruck etc. Damit sicher umzugehen bedarf Profis.

Ich selbst fliege mittlerweile nicht mehr Linie sonder General Aviation, da sind sie Tage auch oft etwas abwechslungsreicher. Kurze Bahnen, kein Radar, VFR or Non-Precision/Circling approaches und das Ganze on short notice. Wenn dann noch die o.g. "Probleme" dazukommen ist man schon manchmal ganz gefordert und hat am Ende des Tages nicht das Gefühl nur Knöpfchen gedrückt zu haben. In meinem Fall werde ich dafür auch noch recht ordentlich entlohnt, kann leben wo ich will (in Europa) und habe genug Freizeit. (Nein, auch wir suchen keine Leute, im Gegenteil).

Ich will damit nur sagen: Die Fliegerei bietet verschieden Tätigkeitsfelder und es gibt noch die ein oder andere interessante Nische.

Wer sich allerdings kreativ selbtverwirklichen will, sollte sich entweder ein Hobby suchen, oder was Anderes machen. Ob das dann allerdings das gewünschte Einkommen oder die vielzitierte Arbeitsplatzsicherheit bringt steht auf einem anderen Blatt.

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KBFI
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erstellt am: 12-17-2011 01:44 PM     Sehen Sie sich das Profil von KBFI an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Der grösste Feind des Piloten ist der...
Leute wie Nikolaus L. und Unhold werden wohl gerne solche Beiträge von hme lesen.
Die waren ja schon immer der Meinung,dass Piloten überbezahlte Knöpchendrücker sind.
Hier braucht wohl jemand ganz dringend einen Freimonat

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HME
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-17-2011 11:37 PM     Sehen Sie sich das Profil von HME an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Hallo,

schaut mal in welche Richtung die Ausbildung geht, es wird keine Hochschulausbildung werden, sondern es wird weiter gehen. Der MLP ist noch lange nicht as Ende der Fahnenstange.
In dieser Richtung entwickeln sich auch die Flugzeuge. Den Airbus fliegt immer nur der Computer, oder glaubt einer, dasss bei A/P off der Stick die Ruder bewegt?
Die Redundanz wird höher, Ausfallsicherheit wird besser, Fähigkeiten wie vor 40 Jahren bei Piloten erforderlich sind heute nicht mehr gefragt. Streckenplanung, Optimierung des Flugweges usw.-- das alles hab ich früher selbst gemacht. Wer weis denn überhaupt noch wie das ohne Rechner geht?
Ich finde das nicht schlecht, es wird alles sicherer, man macht am Tage mehr Flüge als früher, es werden mehr Leute befördert, ABER die Anforderungen sind ganz anders geworden.
Es gibt Leasingfirmen die Piloten verleihen, junge Piloten zahlen auch noch Geld dafür, dass sie fliegen dürfen, es werden nur noch schlechte Gehälter bezahlt, ein aktives Headset muss man selber bezahlen, Hotels werden schlechter und billiger, das Ansehen des Berufes geht insgesamt steil nach unten.
Wer erst seit 5 Jahren im Job ist kennt es nicht anders, aber die, die es schon über 20 Jahre machen wissen noch wie es war als man ohne Ausweis einfach durchs Tor zum Flugzeug gegangen ist. Als am Airport die Wetterberatung noch durch Dipl. Meterologen am Tresen im Office stattgefunden hat.

Werft mir nicht vor ich würde den Beruf schlecht machen - das bin nicht ich, das ist die Entwicklung. Die Zeit ändert sich und der Beruf auch. Ich bin in der Lage es zu vergleichen, die Jüngeren können kein Vergleich anstellen.
Für mein Erlebnishorizont, mit all dem was ich an Entwicklung gesehen habe, und wie schön und spannend es früher war, kann ich doch heute nur sagen: Tu es nicht, mach was anders. Nachvollziehbar?
HME

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aviator
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-18-2011 12:56 AM     Sehen Sie sich das Profil von aviator an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Ja und nein HME. Alles ist ständig im Wandel. Die Neuen werden es nicht anders kennen. Ich finde du vermischst hier Manches. Stimmt, der Trend bei Annsehen, Bezahlung, Hotels etc geht seit Jahren in die falsche Richtung. Zum Teil herrscht aber dennoch ein akzeptables Niveau. Das gilt es zu wahren.

Dass die Anforderungen an den Job sich geändert haben stimt sicher. Das ist überall der Fall. Der Chirurg operuiert heute minimalinvasiv mit Bick auf den Bildschirm, der Ingeniuer konstruiert auf dem Computer etc. Diese Art von Argumenation finde ich fehl am Platz. Ist doch fast egal warum sich die Ruder bewegen, solange der Pilot Einfluss darauf hat.

Trotzdem. Im Ergebnis gebe ich Dir Recht: Finger weg von einer Ausbidung auf eigenes Risoko. Für mich liegen nur die Gründe woanders. Und eben nicht primär bei der Tätigkeit selbst.

[Diese Nachricht wurde von aviator am 12-18-2011 editiert.]

[Diese Nachricht wurde von aviator am 12-18-2011 editiert.]

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HME
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-18-2011 08:35 AM     Sehen Sie sich das Profil von HME an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Hallo,

du denkst doch nicht im Ernst, dass du mir über den Wandel was Neues erzählst?

Der Teil meiner Ausführungen über die vermehrte Automation im Cockpit diente der Verdeutlichung und nicht dazu, es zu verdammen. Das hast du falsch interpretiert.

Schau dir mal die Entwicklung mit Drohnen an- was denkst du wo das hinführen KÖNNTE ? Nicht mittelfristig, aber langfristig kann man Flugzeuge absolut sicher auch zentral betreiben. Sie fliegen wie auf Schienen ihre Strecken ab und sind sicher und pünktlich, kein Pilot spielt dämlich rum und versucht "ich mach mal mal ein NDB" oder so ein quatsch.
Es wandelt sich eben- ob dir das passt oder nicht, ob du dir das jetzt vorstellen kannst oder nicht.
Die jüngeren Kollegen sind in diese Welt reingeboren, ich hab es noch anders gesehen, für mich ist das was NEUES - für die Jungen ist das, was für mich mal Standard war nur noch altes Zeug.
Als ich auf die Linie kam, hatte man gerade das Aerea -NAV entdeckt, man konnte VORs versetzen wwooww, darüber lacht man sich heute doch kaputt.

Ich sage ja nicht dass es schlecht ist - es ist anders und ich betrachte die Welt aus MEINEN Augen. Für mich ist das alles kein Standard, sondern Teil einer Entwicklung die sehr rasch vorangeht.
Eine Entwicklung erkennt man nur durch die Zeitachse, die, die eine lange Achse haben, haben große Entwicklungen gesehen und können so etwas weiter spinnen, wer nur 4 Jahre gesehen hat.....
Mittlerweile ist es mir egal wer mein Flugzeug fliegt, Hauptsache ich bin pünktlich zu Hause und ich kann die Tests im SIM bestehen (prakt. Skill) Aber ich hätte auch nichts dagegen wenn ausnahmslos alles automatisch gehen würde oder ferngesteuert, solange ich dann nicht die Verantwortung für den Mist tragen muss.
Spaß... was macht an dem Job Spaß? Schöne Bilder, Kontakt zu Menschen die mich weiterbringen und die mich froh machen, mit denen man Spaß hat. Aber das gibt es auch in anderen Berufen.
Anspruchsvoll an den Geist ist er nicht. Muss auch nicht- ich habe im privaten Bereich Felder gefunden auf denen ich meinem Geist freien lauf lassen kann, bin angepasst.

JEDER andere Beruf fordert mehr Kreativität. Keine Tätigkeit wird so überwacht, wird mit so viel Prüfungen, Tests und Kontrollen überzogen wie die Tätigkeit im Cockpit.
Ich will das nicht werten - ob es nötig ist oder nicht, ich will nur sagen: ES IST SO. Es gibt vielleicht welche die das mögen, für mich hat es von Anfang an nur zugenommen und ICH mag das nicht, hab mich aber angepasst.

Ich kann mir nicht vorstellen den Job zu wechseln, ich weis nicht wo ich woanders in meinem Alter so viel Geld verdienen kann.
Fazit: Der Job ist nicht mehr so wie vor vielen Jahren er ist auch nicht sicherer geworden und die Tendenz zeigt nach unten. Die gesellschaftliche Reputation ist noch ziemlich hoch, jedoch wir wissen alle auch das geht abwärts.

Es stellt sich die Frage:
Warum sollte ein junger Mann/Frau mit etwas höherer Intelligenz, mit gutem Abitur und mit allen Chancen auf dieser Welt, sich darauf reduzieren ein Flugzeuge von A nach B zu fliegen? Was sind die Parameter für eine Berufsentscheidung?

a... Geld
b... öffentliches Ansehen
c... Selbstverwirklichung
d... fremde Länder erkunden
e....Abenteuer und Herausforderung
f... schnelle Ausbildung
g...sichere Stellung
h....Umgang mit Menschen
i... Spaß an Prüfungen/Tests
etc...

Was trifft davon in unserem Arbeitsfeld zu? Fast NICHTS mehr.
Welche Berufe erfüllen die Wunschvorraussetzung unserer Abiturienten? Deshalb: seid schlau und macht was anders!

Abgesehen kann es sich unsere Gesellschaft gar nicht leisten begabte Menschen mit großem Potential ins Cockpit zu setzen um Flugzeuge von Betonplatte zu Betonplatte steuern zu lassen.
Spaß an: "Man sollte jedem der Abitur besser als 3 hat verbieten Pilot zu werden." Spaß aus.
HME

[Diese Nachricht wurde von HME am 12-18-2011 editiert.]

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interflug135
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-19-2011 02:54 AM     Sehen Sie sich das Profil von interflug135 an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Hallo HME,

zuerst, ein Lob! Lese deine Beiträge gern und freue mich darüber, dass das Forum auch mal hin und wieder inhaltlich mit was gehaltvollerem daherkommt. Das ist auch dein Verdienst.

Aber, Mensch, was schreibste denn da ;-) Ich gebe dir schon recht, Kreativität findet nur begrenzt in unserer täglichen Arbeit Platz. ABER: das ist doch in fast allen Berufen so. Wo gibt es denn noch Platz für Kreativität.

Bei den Ärzten - Vielleicht verrecken deswegen jedes Jahr Patienten

Bei den Musikern - Wage es mal im ****ester auch nur eine Note vom Papier abzuweichen.

Bei den Ingenieuren - Bedingt, und vielleicht bei einem kleinen Teil der in F&E beschäftigten. Die große Masse arbeitet nach Vorschriften, Kundenanforderungen und Gesetzesauflagen Probleme im engen Rahmen des finanziell sinnvollen ab - Stichwort best practise.

Juristen - klar, über die besonders kreativen Urteile schütteln viele Menschen dann nur noch den Kopf.

usw. usf.

Will sagen, viele Dinge finden bei uns statt, weil wir auf einem Sicherheitsniveau arbeiten, von dem andere Branchen nur träumen. Dein Handlungsspielraum im Cockpit muss daher eingeschränkt sein.

Kontrolle und Bevormundung hast du doch in vielen Bürojobs heutzutage auch. Unsere Branche hat wenigstens harte Kriterien (OPC/LPC). Mobbing und andere fiese Arten der Mitarbeiter-Disziplinierung und -reduzierung sind bei uns daher zum Glück die Ausnahme. Willste tauschen?! Ich jedenfalls nicht!

Kreativ kannst du heute vielleicht noch als 3 Sterne Koch, Maler oder freischaffender Autor sein. Die Masse der Arbeitnehmer hat doch den kreativsten Moment bei der Gartenarbeit oder dem Schmücken des Weihnachtsbaumes, aber doch nicht in ihrem Job. Aber bevor ich mir jeden Tag von 9-5 im Büro sagen lassen muss, warum die Dinge schon immer so waren und daher keiner Änderung bedürfen und überhaupt, der Kunde zahlt doch, sitze ich lieber in 11km Höhe und habe keinen Zickenkrieg im Großraumbüro und der Chef kann mich auch nicht nach Feierabend mit Arbeit zumüllen. Vielleicht, HME, siehst du deinen Arbeitsplatz zu kritisch, und Nachbars Rasen scheint zu grün für dich.

Und was deine These hinsichtlich der Anforderung an die Besatzung modernen Flugzeuge betrifft, muss ich leider sagen, dass die aktuelle Forschung eher zu gegenteiligen Ergebnissen kommt.

Als Einstieg im dt. Raum, kennste sicher eh:
http://www.fhp.tu-darmstadt.de/nt/index.php?id=37

Und nach A380 von NZ und B777 von BA, braucht mir keiner was von "die Technik wird's schon richten erzählen". Leider sehen das die Airlines nicht. Die wollen Geld in einem Markt verdienen, in dem man kein Geld verdienen kann. So wie man nie mit ÖPVN oder Eisenbahn Geld verdienen wird. (Man kann es zwar versuchen, aber die Abwärtsspirale: - Service - NAchfrage- schlechter Service - schlechtere Nachfrage - noch schlechterer Service - usw., wird leider das Ergebnis verderben :-)

Da, die Airlines aber immer noch denken, die könnten es besser, wird gespart und gekürzt. Die Ausbildung ist mau, na und, Flugzeuge fliegen ja dennoch. (schlechtes Training - schlechtes Konzept - mangelnde Risk Awareness seitens des Managements). Und wenn nicht, ist es eben alles eine Ausnahme (siehe AF A330 Diskussion). Ist alles mehr Schein als Sein. Stell dir mal vor, morgen braucht LH 100 Piloten, aber sie finden nur 95 für die Selektion. Glaubst du dann auch noch an Failure Raten um 80% ?!
Die ganze Industrie (und nicht nur Luftfahrt, vgl. Generation Praktikum), vielleicht mit wenigen Ausnahmen, lebt doch von den Kindern der Babyboomer-Generation. Eltern stehen finanziell gut da. Statt 3 Geschwistern, gibts das Einzelkind, dadurch bleibt mehr Geld zum Ausgeben über (nicht die Regel ich weiß, aber für die paar tausend Piloten pro JAhr reichts). Und weil die Bedingungen lasch sind, und das Geld locker sitzt, kommen immer noch genügend Leute auf den Markt, denen ein ordentlicher Beruf zu erlernen zu anstrengend ist, oder die sich mit den Kumpels am Fließband vergleichen und dann 3000 Euro vor Steuern als das Riesengehalt bejubeln. (Genau die Knöpfchendrücker, die du beschrieben hast...) Und die Airlines nehmen eben einfach die "besten" 50%. Der Rest bleibt auf der Strecke. Und wenn, 100% gebraucht würden, würden 100% genommen. Schau mal nach China oder Indien. Da wirste mit 1500h Chef aufm A320, weil's legal ist.

Die unstreitbar gute technische Entwicklung wurde nicht dazu genutzt, Fliegen sicherer zu machen, sondern die gewonnene Sicherheit auf der einen Seite, wurde gegen Verluste bei der Ausbildung und Qualifizierung des Personals gegengerechnet und in Summe blieb das Ergebnis x Accidents pro 1Mill km gleich. Und warum. weil es die Kunden nicht juckt. Selbst wenn eine Airline alle 2 Jahre crasht, solange Malle und zurück fürn Fuffie drin ist, werden die Kunden buchen. Ist wohl ein bissle wie Autofahren. Saugefährlich, für manche tödlich, aber man hofft eben, dass es einen selbst nicht erwischt. (Empfundene Vorteile > wahrgenommenes Risiko)

Ich sehe bei meiner täglichen Arbeit schon Raum, den Unterschied zu machen. Und wenn ich ne besonders tolle Idee habe, kann ich das meiner Firma sagen und vielleicht finden die das auch toll und ändern was. Und wenn nicht, auch gut. Never presume you're right! Ich denke eben gerade, dass das ganze "Threat Management" mich täglich neu fordert und meine ganze Aufmerksamkeit und teilweise die Entwicklung eigener Ideen verlangt, um effizient und sicher zu guten Lösungen zu kommen. Klar kannste Checklist lesen und gut. Der Unterschied fällt nur vielleicht niemanden auf, da das Ergebnis immer noch sicher genug ist. Ist ein wenig wie ein Engine Failure Briefing. Mach ich, berechne ich, kalkulier ich, jedesmal. Könnte ich aber genauso gut weglassen. Auffallen wird's erst im Fall der Fälle (very remote, less likely than RWY excursion!!) MAch ich aber nicht. Weil ich Profi bin. Leider gibt es eben Kollegen, denen man das alles aufschreiben muss, weil sie zu faul sind, oder eben kein Knöpfchen dafür gefunden haben ;-), und so wird das Büchlein dicker und dicker und deine gefühlten Freiräume werden kleiner und kleiner.

Aber dem Berufsbild Pilot den Anspruch abzusprechen, das kann ich gar nicht unterstützen. Ich denke, Du wolltest nur durch Überzeichnung provozieren. Das ist wichtig. Und ich denke, als Piloten müssen wir auch deutlicher kommunizieren, was wir leisten, und warum wir unser Geld wert sind. Braves Checklist Lesen als Argument ist da meiner Meinung nach zu wenig. Aus meiner Sicht macht das Management vieler Flugbetriebe seit (mindestens) 10 Jahren genau den Fehler, den Engine Failure Case nicht zu berücksichtigen. Die fatale Konsequenz fällt nur bislang nicht auf. Es ist auch unsere Verantwortung, das dem Management wo immer möglich zu kommunizieren. (Und sei es bei der alljährlichen VTV Verhandlung. Die Manager haben auch ihre Kennzahlen, nach denen sie ihre Bonuszahlungen auslösen....)

So, sorry, mehr Text als geplant.

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low_fuel
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-19-2011 12:51 PM     Sehen Sie sich das Profil von low_fuel an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
quote:
Original erstellt von interflug135:

Aber bevor ich mir jeden Tag von 9-5 im Büro sagen lassen muss, warum die Dinge schon immer so waren und daher keiner Änderung bedürfen und überhaupt, der Kunde zahlt doch, sitze ich lieber in 11km Höhe und habe keinen Zickenkrieg im Großraumbüro und der Chef kann mich auch nicht nach Feierabend mit Arbeit zumüllen.


Also, bei den Airlines, bei denen ich mich bisher verdingt habe, war es dann doch so:

Versucht man, was zu ändern, sagt der FBL: Das machen wir jetzt seit 20 Jahren so und deshalb bleibt es auch. Beispiel: Sinnlose Procedures, überflüssige checklisten-items.

Der Zickenkrieg findet nicht im Großraumbüro, dafür aber in der Kabine statt.

Und man wird hier durchaus auch nach Feierabend mit Arbeit zugemüllt, denn wenn ich ernsthaft alle neuen Editionen des OMA/OMB/weiß der Geier/ lesen und verstehen wollte, müsste ich tatsächlich fast täglich nach dem Fliegen noch arbeiten. Nicht zu vergessen die ständigen Gesetzesänderungen, wenn die europäischen Behörden mal wieder von den Airline-Lobby-Gruppen erfolgreich bearbeitet wurden oder sich eine weitere Umstrukturierung gönnen.

HME hat durchaus recht in seinen Betrachtungen zum geistigen Anspruch des Pilotenjobs. Fließbandtätigkeiten mal ausgenommen: Es gibt kaum einen anderen Beruf, in dem man so heftig gegen die Verblödung ankämpfen muss. Ich sehe Kollegen, die aufgrund intensiver FMS-Nutzung keinen Descent mehr im Kopf ausrechnen können, die visual approaches für gefährlich halten, und die beim Ertönen einer Bimmel im Cockpit als erste und einzige Reaktion das QRH zücken und den Fehler suchen, bevor sie auch nur versuchen, ihr Großhirn zu aktivieren und erst mal konzentriert zu schauen, was eigentlich los ist.

Aber so wird es auch trainiert. Wer im SIM beim unvermeidlichen flameout nach V1 nicht sofort wie ein Roboter das auswendig gelernte wording herunterspult, bekommt dann einen entsprechenden Kommentar im debriefing. Und das, obwohl jeder Pilot wissen sollte, daß in Wirklichkeit kein Fehler genau so wie im Buch beschrieben auftaucht, sondern die Dinge immer ein wenig anders liegen, und das einzige, was einen im Ernstfall manchmal noch retten könnte, wenn die Procedures versagen, ist die Benutzung des Verstandes. Aber genau der wird uns abtrainiert. In diesen Zusammenhang passt auch die CRM-Industrie mit ihren Heiligtümern SOP's und FORDEC: Wir sollen eben alles machen, aber bloß nicht kurz die Klappe halten und nachdenken.

Niemand in der Fliegerei wagt, auch nur in Gedanken an den Errungenschaften der Psychologen zu rütteln, und niemand macht die Rechnung auf, wie viele fatale Crashes u. U. hätten vermieden werden können, wenn man das Hirn benutzt hätte anstelle der -möglicherweise situativ unpassenden- Liste. Ich erwähne hier nur ein 20-Minuten-Cabin-Smoke-Procedure, bei dem dann als letzter Punkt "land ASAP" steht, wenn alle schon längst tot sind.

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Luftkoenig
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-20-2011 12:38 AM     Sehen Sie sich das Profil von Luftkoenig an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
@low_fuel: sehr guter post!

Bin zwar kein Airliner, aber auch wir gehen in den Sim (FlightSafety) und mir stossen teilweise die gleichen Dinge auf wie Dir.

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B722
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-20-2011 01:10 AM     Sehen Sie sich das Profil von B722 an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Borealis, das folgende Buch wurde mir als sehr gute Entscheidungshilfe empfohlen; es beschreibt die Hintergründe der Arbeitsplätze in Verkehrsflugzeugen:
http://www.pb-bookshop.de/product_info.php?products_id=1730

[Diese Nachricht wurde von B722 am 12-20-2011 editiert.]

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andrade
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-20-2011 05:16 AM     Sehen Sie sich das Profil von andrade an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Ich hatte sehr viel Glück! Habe 9 Monate nach Ausbildungsende einen sehr guten Job auf Linie bekommen.
Trotzdem rate ich derzeit von einer Ausbildung ab. Der Pilotenmarkt ist sehr dünn geworden und es gehen nach 2-3 Assessments in Deutschland schnell die Lichter aus...

Wenn man die Kohle locker sitzen hat und keine Risiken eingehen muss, kann man es machen. Ansonsten Finger weg!! Die Mehrheit der Flugschüler wird leider nie einen Platz im Cockpit finden. Ich seh es an meinen alten Flugschulkollegen: von 18 Flugschülern haben ganze 5 einen Job!!! Der Rest sucht noch bzw. hat mittlerweile keine Chancen mehr!

Ich hab mir selber immer alles schöngeredet und schönreden lassen. Glücklicherweise hats geklappt. Hätte aber auch anders laufen können und ich würde zum jetzigen Zeitpunkt ohne Job keine Ahnung haben wie ich die Schulden tilgen sollte.

Also überlegs Dir gut!

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hikoudo
Experienced Board Captain
erstellt am: 12-20-2011 11:06 AM     Sehen Sie sich das Profil von hikoudo an!     Editieren oder löschen Sie diesen Beitrag! Reply w/Quote
Ja, low fuel, so ist es. Ein Zitat:

“Rules are for the obedience of fools and the guidance of wise men.”

Leider gibt es wenige Weise auf diesem Planeten und so muss man im Zuge der Expansion der Luftfahrt dieselbe Narrensicher machen. Stichwort kleinster gemeinsamer Nenner.
Du wirst auch immer weniger Leute finden die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen wenn man sich "einfach" hinter Verfahren und Vorschriften verstecken kann. Siehe der Qantas overrun in BKK "the crash was according SOPs" steht im Bericht, keiner der Beteiligten hatte das Rückgrat, in einer "non standard" Situation von den SOPs abzuweichen obwohl es die Zulassung des Luftfahrzeugs zugelassen hätte.
So nutzen wir heute etwa 35% des Potentials unserer Flugzeuge und etwa 5% unserer Hirnkapazität nur damit auch alle mitkommen und nichts dazu lernen müssen.
Glücklicherweise gibt es pro Jahr etwa 3 bis 4 Kollegen, manch einen davon direkt aus der Schule, die noch denken können und mit denen die Arbeit wieder richtig Spaß macht. Wenn die auch weg sind, werfe ich das Handtuch!

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